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Im Allgäu trifft man vielerorts Menschen, welche nicht nur an Feier- und Gedenktagen in Tracht unterwegs sind. Die Landhausmode hat in diesem Teil Deutschlands überlebt, wie kaum anderswo und doch ist das Thema Tracht im Allgäu eine Betrachtung wert, denn das Dirndl für Bierzelt und Volksfest ist oft Welten von der eigentlichen Tracht entfernt. Die Region besitzt zwei Arten von Trachten. Eine Tracht stammt direkt aus der Region und wurde über Generationen weiterentwickelt und tragbar gemacht. Denn Trachtenmode sollte auch der jeweiligen Mode nahe kommen und nicht als steifes und unbequemes Kleidungsstück allein in der Museumsvitrine sein Dasein fristen. Weiterhin zu den Allgäuer Trachten gezählt wird die aus Oberbayern stammende Gebirgstracht.
Als Mitte des 19. Jahrhunderts mehr und mehr praktische Alltagskleidung ihren Triumph feierte, starb die Tracht langsam aus. Die Trachtenmode musste der praktischen Weltmode weichen und verschwand in der Truhe, um bestenfalls am Karneval als Kostüm zu dienen. Trachtentreuer erwiesen sich die Bewohner des als Enklave geltenden Kleinwalsertales. Hier zeigten sich die Bewohner weit länger heimatverbunden und präsentierten ihre Tracht an Sonn- und Feiertagen. Doch nicht jeder sah tatenlos zu, wie sich Werte wie Natur und Kultur schrittweise verabschiedeten. Die Heimatschutzbewegung bildete sich heraus und machte sich stark für eine neue Tracht.
Indem man sich verschiedene Trachten der umliegenden Regionen als Vorbild nahm, gewann die oberbayerische Gebirgstracht an Gestalt. Die ersten Trachtenträger waren die Gebirgstrachten-Erhaltungsvereine. Für die Allgäuer Tracht trat auch Alfred Weitnauer ein. Dieser entwickelte in den 1950-er Jahren eine alltagstaugliche Allgäuer Tracht nach historischen Vorbildern. Die Schnitte der alten Bauerntrachten wurden verändert und den Zeichen der Zeit angepasst. Zum Markenzeichen der Allgäuer Tracht wurde die rote Weste, verziert mit zahlreichen silbernen Knöpfen. Es bildeten sich verschiedene Trachten- und Heimatvereine heraus, welche ihre Tracht nicht verstauben lassen wollten und auf der Grundlage alter Bücher und Studien mit der Tracht ein Stück Heimatbewusstsein in die Zukunft retten.